Männliche Anorexia-Nervosa-Patienten im Langzeitverlauf

05.07.2013 14:41

Trotz einer zunehmenden Fülle von Arbeiten zum Langzeitverlauf der Anorexia Nervosa spielen männliche Patienten in den meisten Untersuchungen nur eine untergeordnete Rolle. Deshalb sollte in einer Teiluntersuchung einer umfassenderen Studie der Versuch gemacht werden, mögliche Unterschiede im Verlauf von weiblichen und männlichen Patienten zu beschreiben. Die Gesamtbeurteilung nach im Mittel 12 Jahren zeigte bei den 10 untersuchten männlichen Patienten (sowie 2 männlichen Anorexia nervosa-Patienten mit zusätzlicher körperlicher Erkrankung) eine gegenüber weiblichen Anorexia nervosa-Patienten deutlich erhöhte Todesrate von über 20%. Die männlichen Kranken, die überlebten, hatten dann eine bessere Prognose als die Patientinnen. Mehr anorektische Männer als Frauen waren in einer guten körperlichen Verfassung zum Nachuntersuchungszeitpunkt. In den Morgan-Russell-Skalen „Nahrungsaufnahme”, „psycho-sexueller Status” und „sozialer Status” hatten sich die überlebenden anorektischen Männer günstiger als die überlebenden Patientinnen entwickelt. Der Verlauf schien bei den überlebenden männlichen Patienten bezüglich der psychosozialen Integration besser, bezüglich der Eßstörungssymptomatik aber ähnlich wie bei den Patientinnen. Die Ergebnisse werden in theoretischer und klinischer Hinsicht diskutiert. Weitere Untersuchungen an größeren Stichproben erscheinen wünschenswert.

 

(Autoren: H.-C. Deter,     W. Herzog,     W. Köpp,     S. Zipfel)